Wirkungsbereiche
Forschung
Der Wirkungsbereich Forschung fokussiert sich auf die Erforschung, Entwicklung und Umsetzung regenerativer, ökologischer Landnutzungsformen wie syntropischer Agroforst, ganzheitliches Weidemanagement, Kompostierung, Baumschule sowie die Transformation von Wäldern. Die Kombination unterschiedlicher Formen auf einer Fläche wird als multifunktionale Landnutzung bezeichnet und verspricht erhebliche Synergien.
Für ein leichteres Verständnis werden die Landnutzungsformen im Folgenden einzeln beschrieben.
Ackerbau und Grünland
Auf den gut 1.000 ha großen Acker- und Grünlandflächen der untersuchten Biobetriebe in Alt Madlitz werden bereits ökologische und regenerative Anbauweisen umgesetzt und im realen Betriebsablauf untersucht, wie großflächige Landwirtschaft transformiert werden kann. Im Zentrum steht die Frage, ob und wie durch die multifunktionale Landnutzung resiliente Ökosysteme geschaffen werden. Durch wissenschaftliche Begleitung von pfluglosen Bodenbearbeitungs- und Direktsaatversuchen, gepaart mit dem Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten, dem Einsatz von Kompostextrakten, Fermenten und mikrobieller Carbonisierung möchten wir langfristig die Potentiale zur Förderung von Humusaufbau durch schonende Bodenbearbeitung erforschen.
Agroforst
Agroforst beschreibt die Pflanzung von Gehölzstreifen auf landwirtschaftlichen Flächen. Mit bereits sechs Agroforstsystemen auf Flächen von 1,5 ha bis 29,5 ha möchten wir Agrarökosysteme etablieren, die sich am natürlichen Vorkommen von Bäumen und Sträuchern in der Landschaft orientieren. Die Etablierung von Gehölzen erhöht die Biodiversität, vermindert Erosionen des Bodens, fördert die Taubildung und speichert CO2 in Boden und Pflanzen. Eine Übersicht über weiterführende aktuelle Veröffentlichungen dazu finden Sie hier.
Die nach dem Prinzip der syntropischen Landwirtschaft bereits in den Ackerbau integrierten Systeme zeigen Jahr für Jahr, welchen wichtigen Beitrag Agroforstwirtschaft auch zur Anhebung des Grundwasserspiegels und des Humusaufbaus leistet. Neben den ökologischen Effekten wollen wir auch eine langfristige ökonomische Rentabilität und Planbarkeit und eine daraus resultierende, größere Unabhängigkeit von Landwirtinnen und Landwirten erforschen. Einen ersten Einblick gibt unser Abschlussbericht zur Datenerhebung „Erstanlage eines silvopastoralen Agroforstsystems“, den Sie hier einsehen können.
Ganzheitliches Weidemanagement
Über 150 Rinder werden auf den untersuchten Flächen durch ein ganzheitliches Weidemanagement als fester Bestandteil des Ökosystems in die Fruchtfolge des Ackerbaus integriert.
Das ganzheitliche Weidemanagement zeichnet sich dadurch aus, dass die Rinder ganzjährig draußen gehalten werden, möglichst ganzjährig wachsende Gräser und Leguminosen fressen und je nach Jahreszeit bis zu 5-mal täglich in Parzellen mit frischem Aufwuchs weiterbewegt werden. Diese Haltungsform imitiert das ursprüngliche Herdenverhalten von Wiederkäuern, welche mit vielen Tieren auf begrenzter Fläche geweidet haben, anschließend weitergezogen sind und auf die eine lange Ruhepause der Weide folgte.
Dadurch kann die Bodenqualität von Ackerflächen langfristig verbessert werden. Dies geschieht insbesondere durch Wurzelaufbau der Gräser und Leguminosen nach Verbiss und Ruhephase, durch Stickstoffbindung im Boden durch Leguminosen und durch eine Mulchschicht aus niedergetrampelten Pflanzenrückständen, vermischt mit dem natürlich fermentierten Dung der Tiere. Wir möchten dadurch, neben der Ausrichtung auf das Tierwohl, Nährstoffkreisläufe schließen, untersuchen wie Biodiversität gesteigert wird und die Möglichkeit eruieren, wie Untersaaten und Zwischenfrüchte für Landwirtinnen und Landwirte nutzbar gemacht werden können. Weiterführende Informationen können Sie hier finden.
Kompostierung
In verschiedenen Kompostansätzen mit unterschiedlichen Materialien versuchen wir die besten Nährstoffzusammensetzungen zu entwickeln, um die Biologie der Böden zu fördern, Humus aufzubauen, mit Saatgutbeizungen und Blattdüngungen Pflanzen im Wachstum zu unterstützen sowie den Aufbau und die Schließung der Nährstoffkreisläufe gewährleisten zu können. Darüber hinaus besteht das Ziel unserer Kompostierungsversuche darin, aufzuzeigen, wie Landwirtinnen und Landwirte langfristig unabhängiger von industriell erzeugten, synthetischen Düngemitteln werden können.
Baumschule
Die nach regenerativen Agroforstprinzipien angelegte Baumschule entwickelt Stauden, Sträucher sowie Obst- und Nussgehölze mit guter Wuchs- und Wurzelbildung und fokussiert sich dabei auf möglichst variantenreiche Sorten sowie ober- und unterirdische Biomasseproduktion, Trockenresistenz und Spätfrosttoleranz. Ziel ist eine maximale Resilienz durch Standortangepasstheit, um so den Aufbau und die Bewahrung eines klimaresilienten und unabhängigen Genpools von Pflanzen und Sträuchern zu ermöglichen.
Waldumbau
Wir wollen Kieferreinkulturen, welche häufig anfällig für Brände und Schädlingsbefall sind, zu überlebensfähigen, multifunktionalen und klimaresilienten Mischwäldern transformieren, in denen nicht rein kurzfristige ökonomische Interessen das Handeln bestimmen.
Im Winter 2021/2022 hat die LandVision Alt Madlitz GmbH, gefördert durch den „Fertilise The Future Fond“ von ecover ein Waldumbauprojekt auf 5 je 1,5 ha großen Parzellen umgesetzt, das die Finck Stiftung wissenschaftlich begleitet. Weitere Informationen zu unserem Forschungsprojekt finden Sie hier.
Entwicklung digitaler Lösungen
Um insbesondere die ökologischen Auswirkungen der multifunktionalen Landnutzungsformen sichtbar machen zu können, haben wir mit einer Datenbank mit Millionen von georeferenzierten Datenpunkten die Grundlage für einen eigens entwickelten Digitalen Zwilling der untersuchten Flächen geschaffen. Dort werden u. a. 500 Bodenproben mit über 10.000 Einstichen auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen, die in bis zu fünf verschiedenen Laboren untersucht wurden, fast 35.000 inventarisierte Bäume, Sträucher sowie Saatgut und Betriebsmittel in Verbindung mit Umweltdaten zu Sonneneinstrahlung, Niederschlagsmengen, Bodenfeuchtigkeit, zusammengeführt und übersichtlich dargestellt.
Entwicklung maschineller Lösungen
Für den Test von Maschinen und die gemeinsame Entwicklung von Lösungen zur Bearbeitung und Pflege von kleinteiligeren Landnutzungsformen wie z. B. Agroforstsystemen, stellen wir unseren Partnern die von uns als Reallabor genutzten Flächen und unser Wissen zur Verfügung. Wir möchten dazu beitragen, regenerative Bearbeitungsmethoden für Landwirtinnen und Landwirte leichter umsetzbar, nachhaltiger und ökonomischer zu machen.
Naturschutz
Die Finck Stiftung möchte aufzeigen, dass Naturschutz durch Nutzung möglich ist.
Hierzu zählen die Bewahrung von Naturräumen, die Pflege von historisch gewachsenen Kulturlandschaften durch naturnahe Bewirtschaftungsformen, sowie das Pflanzen und Pflegen von Bäumen und Sträuchern, durch die zusätzlich weitere Ökosystemleistungen geschaffen werden können.
Biotopvernetzung
Strukturreiche, naturnahe, vernetzte Habitate sind essenziell für die Stärkung von Biodiversität. Die Chancen zur Biotopvernetzung sind vielfältig, insbesondere mit der Revitalisierung von Söllen, Pflanzung von Agroforstsystemen und dem Erstellen von Beetle Banks (Insektenwällen) und Blühstreifen. Die Finck Stiftung organisiert und koordiniert daher ganzheitliche Biotopvernetzungsprojekte und beauftragt Landwirtschaftsbetriebe mit deren Umsetzung. In 2022 konnten bereits vier Sölle, welche aufgrund des Klimawandels und der Dürrejahre in Brandenburg ausgetrocknet sind, entschlammt und somit erfolgreich renaturiert werden. Weiterführende Informationen über das geplante Gesamtvorhaben sowie einen detaillierten Bericht zum bereits durchgeführten Vorhaben finden Sie hier.
Nisthilfen
Als weitere Naturschutzmaßnahme wurden seit dem Frühjahr 2022 rund 200 Nisthilfen für anspruchsvolle und seltene Arten zur Stärkung der Biodiversität sowie zum gezielten Einsatz von Nützlingen wie z. B. Hornissen im Wald und an Gebäuden installiert. Ausführliche Informationen zu Bau und Anbringung finden Sie hier.
Blühstreifen
Die Anlage von Blühstreifen fördert nicht nur Nützlinge, sondern erschließt auch Lebensräume und erhöht die Bodenqualität. Hier forscht die Finck Stiftung gemeinsam im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation mit dem JKI, um die genauen Effekte von Blühstreifen, bspw. in Verbindung mit pflugloser Bodenbearbeitung, zu messen.
Bildung
Die Finck Stiftung setzt sich für Ausbildung, Bildung und Wissensaustausch ein und sieht sich als Multiplikatorin.
Ausbildung
Jährlich bildet die Stiftung rund 30 Praktikantinnen und Praktikanten im Bereich regenerativer landwirtschaftlicher Praktiken aus, die das generierte Wissen in ihre Ausbildung, ihr Studium oder den nächsten Betrieb mitnehmen und dort weitertragen.
Wissenstransfer
Die gesammelten Daten und Erkenntnisse aus den einzelnen Projekten und Forschungsvorhaben, werden hier öffentlich zur Verfügung gestellt.
Zusätzlich betreut das Team Bachelor- und Masterarbeiten und vermittelt dafür Versuchsflächen. Hier finden Sie eine Auswahl der bereits abgeschlossenen Arbeiten.
Als Multiplikatorin weist die Stiftung zudem regelmäßig auf aktuelle Fachartikel zum neuesten Stand der Forschung im Bereich regenerativer Landnutzungsmodelle hin.
Bildungstouren
Die praxisnahen Bildungstouren der Stiftung geben einen Einblick in ihre Arbeit und Forschungsvorhaben und regen so den Wissensaustausch und -transfer sowohl mit Studierenden als auch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern z. B. der HNEE, DHBW Heilbronn, TU Berlin, BTU Cottbus, Uni Gießen und TU München und darüber hinaus auch mit der Politik und weiteren Instituten und Fachverbänden an. Durch mehrtägige Workshops, Konferenzen, Vorträge und Interviews möchte das Team Menschen aus verschiedensten Branchen erreichen und zeigen, dass die Landnutzung der Schlüssel ist, um viele der drängendsten Probleme unserer Zeit zu lösen.
Buch: „Rebellen der Erde“
Um erste Erkenntnisse aus der Erfahrung mit regenerativen Anbausystemen zu teilen und der breiten Öffentlichkeit konkrete praktische Tipps sowie Zusammenhänge in der Land- und Forstwirtschaft näher zu bringen, hat unser Gründer und Geschäftsführer Benedikt Bösel ein Buch geschrieben. Das Buch „Rebellen der Erde: Wie wir den Boden retten und damit uns selbst!“ ist Teil unseres Bildungsauftrags und richtet sich an Interessierte aus Land- und Forstwirtschaft, aber auch an alle Menschen, die nach Möglichkeiten suchen die ökologischen Probleme unserer Zeit zu lösen. Es soll in erster Linie Hoffnung machen, dass wir unsere Umwelt durch regenerative Landnutzung positiv gestalten können.